Licht, aber auch ein paar kleine Schatten
Heute ist mal wieder meine wöchentliche Meldung fällig! :D
Am letzten Sonntag durfte ich dann auch noch die Familie meiner Gastmutti kennenlernen, da alle zum wöchentlichen Sonntagsdinner eingeladen waren, was für eine von Laurens Schwestern einen garnicht so langen Weg bedeutet, da sie im Haus der Eltern wohnt, da dieses sehr groß ist. Ich hab dann auch gleich fast alle Familienmitglieder von Seiten meiner Gastmutti kennengelernt (außer einem Bruder, der in Utah lebt). Mich haben mal wieder alle sehr herzlich willkommen geheißen und ich hab mit meinen Gastkindern und deren Cousins erstmal eine Runde Football gespielt.
Am Mittwoch hat gleich mal meine Gastmutti den ersten Versuch gestartet, Schnitzel zu machen, welche sehr gut gelungen waren und beim nächsten mal bestimmt fast so wie zu Hause schmecken.
Am Donnerstag war dann auch gleich der erste Härtetest, als ich die Kinder das erste Mal alleine ins Bett bringen musste. Das lief zum Glück besser als erwartet und wir waren nur 10 min zu spät dran, was ich für den ersten Versuch als garnicht so schlecht empfinde. Sie haben sich sogar schon an mich gekuschelt, als wir vor dem ins-Bett-gehen noch ein bisschen Baseball geschaut haben.
Da "einige" :P in den Kommentaren meinen Arbeitsplan erwähnt haben und ich auch leider vergessen habe, ihn vorzustellen, hole ich das jetzt hiermit nach.
Ich muss hauptsächlich nur von Montags bis Donnerstag arbeiten, wobei es sein kann, dass ich auch mal am Wochenende ran muss. Mein Arbeitstag beginnt 7:30 Uhr, weshalb ich schon um 7 Uhr aufstehe. Die Schule der Jungs startet um 8:30 Uhr, wo ich sie hinfahren muss und danach hab ich erstmal wieder frei. Der zweite Part startet um 15 Uhr, wenn ich sie aus der Schule abhole und danach haben sie noch diverse Freizeitaktivitäten. Mein Arbeitstag endet um 18:30 Uhr, wenn meine Gasteltern für das Vorbereiten des Abendbrotes nach Hause kommen. Als Aufgaben habe ich noch die Wäsche der Kinder waschen und mit im Haushalt und den Kindern helfen.
Jetzt komme ich noch zum informativen Teil meines Beitrags.
Da ich in einem neuen Haushalt lebe, ändern sich einige Dinge für mich. So gehe ich jetzt immer frühs duschen, da ich abends immer durch die permanente Konzentration auf das Englische und das Lernen neuer Sachen viel zu müde bin, um mich durch Duschen wieder munter zu machen und ich vorher keine Zeit habe. Außerdem esse ich jetzt immer abends erst eine richtige Mahlzeit, was für mich auch neu ist und ich irgendwie schauen muss, wie ich durch den Tag komme.
Wenn wir gerade beim Essen sind, ergab sich für mich jetzt folgende Situation:
Nach meiner Ankunft habe ich erst wenig gegessen, weil das alles völlig neu und ich auch total fertig war, aber in der Zwischenzeit bin ich jetzt nur noch hungrig, was ich an folgendem Beispiel veranschauliche: Am Freitag habe ich 2 Schüsseln Cornflakes, 4 Stück Kuchen, 4 Scheiben Brot, einen Burger, eine große Mahlzeit mit Salat und ein paar Cookies gegessen und die doppelte Menge als für mich normal getrunken. Aber ich glaube (wie ich hier so beim Beitragschreiben sitze, dass sich das gerade wieder normalisiert).
Eine weitere Sache, die mir zu dem Thema einfällt ist, dass es hier überall Restaurants und Imbisse gibt. Das fällt mir sowohl auf, wenn ich selber den Vorort erkunde, als auch, wenn ich mit meiner Gastfamilie irgendwo hinfahre und sie bei jeder Kreuzung sagen, dass man da und dort schön essen kann.
Außerdem gibt es hier sehr viele Kirchen und ich hoffe inständig, dass nicht eines Tages die Zeugen Jehovas vor der Tür stehen (war schon schlimm genug die auf deutsch zu ertragen).
Was auch noch nervig ist, sind die ganzen Eichhörnchen. Hier gibt es Massen davon und ich bete, dass es nicht auch irgendwann einmal so viele von den Schwarzen in Deutschland geben wird (nicht rassistisch gemeint). Hier siehst du keine überfahrenen Katzen, sondern Eichhörnchen. Da klettern keine Vögel auf dem Baum rum, sondern Eichhörnchen und was wühlt im Müll ... ja genau: Eichhörnchen.
Apropos Überfahren: Hier in Amerika sind die meisten Autos Automatik-Autos (meine Gastfamilie hat aber zum Glück noch eins mit Gangschaltung). Ich hoffe, dass ich in dem Jahr nicht das Schalten verlerne und auch immer noch die Handbremse anziehe und das Lenkradschloss reinmache (die gibt es bei dem Auto was ich fahre auch nicht). Ich fahre zwar ein Hybridauto, aber bei dem SUV ist auch schon der Verbrauch extrem hoch (die meisten Amerikaner scheißen wirklich auf die Umwelt).
Wenn ich sehe, was meine halbwegs umweltbewussten Gasteltern schon für Wasser und Strom verbrauchen und für Müll produzieren, da kann ich mir vorstellen (oder auch nicht), wie es in anderen Haushalten aussieht.
Jetzt will ich auch nochmal was ein bisschen negatives erzählen, damit ihr nicht Angst haben müsst, dass ich hier für immer bleibe. Ich rede hier von dem guten, alten Heimweh.
Natürlich beginne ich auch in den ersten Wochen hier darüber nachzudenken, was wäre, wenn ich zu Hause wäre. Da beginne ich wieder einige Sachen zu vermissen und ich denke, dass es wirklich so ist, dass man zu Hause die Ferne vermisst und in der Ferne das zu Hause. Ich würde euch alle gerne mal wieder treffen oder mich daheim einfach mal auf die faule Haut legen oder mal wieder einen ganz normalen Tag erleben.
So jetzt will ich aber kein Trübsal blasen und euch noch eine kurze Erklärung zum vorletzten Bild liefern: Wenn man ins Bostoner Zentrum möchte, muss man immer die Inbound-Strecke wählen und wenn man raus will die Outbound-Strecke. Außerdem war die Haltestelle in der Nähe des Massachusetes institute of technology (kurz MIT) und ich war dort, weil ich in der Mall shoppen wollte, was auch dazu geführt hat, dass ihr jetzt noch ein paar Bilder zum Artikel habt.
Ich hoffe ihr hattet auch eine gute Woche und ich schreibe euch wieder nächsten Samstag. ;)




nicojohn am 05.Okt 14  |  Permalink
Raphael
So wie die Bilder aussehen ist Boston eine schöne Stadt.
Ich finde die wöchentlichen Beiträge besser da man so leichter deinen Alltag verfolgen kann.
Ich hoffe du nimmst nicht zu sehr durch das essen zu und machst viel sport. ;) Andererseits ist es gut dass dir das Essen schmeckt. Ich bin auch noch am ausprobieren ob frühs oder abends duschen aber wichtig ist dass man es macht. ;)
Ich wünsche dir noch eine schöne Woche und bis bald. :)
Nico

datschie am 07.Okt 14  |  Permalink
schöne Woche
Hallo Raphael,

deine Arbeitszeit hört sich doch ganz erträglich an, da kannst du froh sein. Bei meiner Au-Pair Vermittlungsstelle damals kamen ganz andere Fälle auf. Wenn die Au-Pairs sich gerade mal nicht um die Kids kümmern konnten wegen der Schule, mussten die sämtliche im Haushalt anfallende Aufgaben übernehmen. Manche konnten damit nicht mal an dem Sprachkurs teilnehmen, der ja aber eigentlich zur Voraussetzung zählt. Ich denke dich hat es doch ganz gut getroffen. Naja und ein bissschen Heimweh gehört ja auch dazu. Was wären wir denn für eine Familie, wenn du uns überhaupt nicht vermissen würdest ;-)?

Hab eine schöne Woche!!

annettio am 07.Okt 14  |  Permalink
... deine Arbeitszeit möchte ich haben :-)
Hallo Raphael, vielen Dank für deinen Bericht, war wie immer sehr informativ. Deine Arbeitszeiten sind fantastisch, wenn auch abends ziemlich spät zu Ende. Aber wie du schon schreibst, alles ist Licht oder Schatten. Genieße die schönen Zeiten, denn an die wirst du dich später immer erinnern, das Negative verblasst mit der Zeit - dies hat das menschliche Gedächtnis gut so eingerichtet. Ja Heimweh ist schon so eine Sache, aber da du in deiner Gastfamilie so willkommen bist, wird sich das alles in erträglichem Maß gestalten. Stell dir mal vor, jeder neue Tag würde dich auf ´s neue ankotzen und müsstest noch fast ein Jahr da bleiben. Das wäre viel deprimierender.
Die schwarzen Eichhörnchen nehmen auch hier massiv zu. Da wir keine Katze mehr haben, fühlen die sich bei uns sehr zuhause und ich glaube, es werden auch monatlich mehr. Ich warte auf den Moment, wo sie sich zu uns auf die Terrasse setzen und mit essen :-). Bei uns ist alles in Ordnung, montag früh musste ich Martin aus dem Bett schmeißen, da er vergessen hatte, seinen Wecker auf Arbeitsmodus umzustellen. In der Schulzeit kann er eine Stunde länger schlafen. Und das an meinem freien Tag, wo ich hätte auch länger schlafen können. Man bringt für seine Kinder eben immer Opfer :-).
Bei deiner Völlerei bin ich ja mal gespannt, wieviel Kilo´s du im nächsten Jahr zunehmen wirst :-). Aber neue Klamotten kann man ja dort sehr preiswert kaufen. Wir wünschen dir ´ne schöne Woche. Viele Grüße aus Heynitz.

raphaeljohn am 07.Okt 14  |  Permalink
Danke, dass du immer mal was kommentierst (du weißt nicht, wie sehr es mich freut, mal was aus der Heimat zu hören).
Ich glaube auch, dass das mit dem Heimweh immer weniger wird, da am Anfang alles neu ist und man so richtig das erste mal von zu Hause weg ist.
Ich war heute wieder joggen und es hat sich nichts im Vergleich zu meinem Zustand in Deutschland verändert ;).

annettio am 08.Okt 14  |  Permalink
... na da bin ich froh...
... dass du deine Traumfigur dir nicht im Amiland versaust :-). Habe gerade das Weihnachtsgeschenk für Oma klar gemacht. Sie und meine Schwiefermutter (Rosi) schicken wir zum Riverboot nach Leipzig (Sendung Freitag-Abend MDR - sicher nicht dein Sender), hat deine Mama organisiert, und werden sie in einem tollen Hotel unterbringen. Dort können sie auch schön essen und werden dann mit dem Taxi zur Veranstaltung gefahren und wieder abgeholt. Ich hoffe nur, sie schlafen nicht während der Sendung ein, denn die beginnt erst 22.00 Uhr. Aber ich denke, es wird Oma gefallen, da freut sie sich sicher mehr, als über gehäkelte Topflappen oder ähnliches :-). Und die beiden können sich einen Bunten in Leipzig machen. Du wirst ja dieses Jahr sicher ein ganz anderes Weihnachten erleben - sicher schön bunt und kitschig, wie die Amerikaner es lieben. Und vorher noch Thanks giving- das ist ja auch wie Weihnachten, nur ohne Geschenke. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit.
Ich wünsche dir noch ne schöne Woche und bis später mal wieder.

raphaeljohn am 08.Okt 14  |  Permalink
Das hört sich gut an und Mutti hat mir auch schon von eurem Plan erzählt. Ich hoffe, dass Oma nicht dein Kommentar liest (ich kann es auch löschen). ;)
Ich schätze meine Gastfamilie als nicht sehr kitschig ein (ich denke es wird ruhig und entspannt) und Thanks Giving fahre ich nach New York zur Familie meines Hostdads und da wird gegessen, dass einem Hören und Sehen vergeht. :D

datschie am 09.Okt 14  |  Permalink
hmmm lecker
Thanks Giving. Mach mal ein Bild von nem echten amerikanischen Truthahn!!! Wo lebt die Familie deines Hostdads in New York? Gibts bei euch Schnee im Winter? Bei uns wirds heute nochmal sommerlich mit ca. 25C°. Aber bei euch scheint ja auch noch bestes Wetter zu sein. Nici hat sich schon über die Kälte hier beschwert :-)

Viele Grüße

raphaeljohn am 09.Okt 14  |  Permalink
Ich versuche an das Foto zu denken. Wo die genau wohnen haben sie mir noch nicht verraten. Bei Boston schwimmen immer im Winter die Eisberge vorbei (also ja). Bei uns war es auch heute und gestern noch richtig war.

gabi und peter am 11.Okt 14  |  Permalink
Vorfreude
Hallo Raphael,
auch wenn wir vorhin miteinander gesprochen haben, freue ich mich schon wieder auf deinen wöchentlichen Bericht aus Übersee.
Es war schön, das wir alle vier mal wieder gleichzeitig uns austauschen konnten, auch wenn das etwas abenteuerlich war, da Nico ja nur per Handy teilnehmen konnte.
Auch wenn es für dich nur "Alltag" ist, interessieren wir uns für dein ganz gewöhnliches Einerlei mit deiner Gastfamilie. Auch hier passieren nicht jeden Tag highlights, sondern wird in aller Regel Alltag gelebt ;-)
Für die kommenden Tage viel Spaß und liebe Grüße an deine "family" :-)